Wir wollen immer das, was wir nicht haben können. Besitzen wir wenig Geld, haben wir meistens viel Zeit zum Verreisen, oder aber wir haben wenig Zeit, dafür aber das nötige Kleingeld. Als ich studierte, hatte ich monatelange Semesterferien, aber kaum die Chance, diese Wochen so auszunutzen, wie ich wollte. Also sind wir zu einer Reise aufgebrochen, die uns mit dem Auto quer durch Italien führen sollte, vorbei an den mautpflichtigen Autobahnen, in der Tasche nur 500 Euro Budget pro Person und fünf Wochen Zeit. Der Weg war das Ziel. Wir haben oft unter freiem Himmel an wahllosen Stränden übernachtet (wobei mich das anfangs wirklich viel Überwindung – und das ein oder andere Bier – gekostet hat), dafür aber die tollsten Fleckchen des Landes entdeckt und hier möchte ich euch einige dieser faszinierenden Stopps präsentieren.
1. Emilia-Romagna (A)
Zunächst starteten wir in Richtung Rimini, eine Stadt mit zahlreichen historischen Hinterlassenschaften und dem typischen italienischen Flair, ideal für eine erste klassische Pizza (ich persönlich bin ein großer Fan der Bufala-Pizza – Büffel-Mozzarella mit Basilikum und natürlich leckerer Tomatensoße) und zum Akklimatisieren, aber leider nicht so viel mehr. Zum Entspannen und später auch zum Schlafen ging es dann noch etwas weiter südlich nach Misano Adriatico. Der Strand ist in den italienischen Sommerferien (Juli und August) zwar etwas überlaufen, aber ab Anfang September entspannt sich die Atmosphäre deutlich.
Von diesem Standort bieten sich zahlreiche Ausflüge an, unter anderem nach San Marino. Der kleine Stadtstaat thront über der Emilia-Romagna-Küste wie eine riesige Burg, hat interessante kleine Geschäfte und bietet einen wundervollen Ausblick. Ein weiterer spannender Ort ist Urbino, eine Universitätsstadt, die aufgrund seiner Architektur und Teil des Weltkulturerbes ist. Die Gegend rund um Misano Adriatico hat aber noch viel mehr zu bieten. Die wunderschönen Landschaften Richtung Pesaro kann man am besten per Fahrrad erkunden. Ausleihmöglichkeiten gibt es praktisch an jeder Ecke.
(Bsp. Strecke München – Misano Adriatico: 659 km)
2. Florenz (B)
Firenze (Italienisch) ist eine atemberaubende Stadt. Umgeben von Weinbergen und herrlicher Toskana bietet der Ort eine Menge Historie und damit natürlich viel zu bestaunen. Eine Wanderung zur Franziskanerkirche Santa Croce, zur Basilica di San Lorenzo, dem Palazzo Veccio über die Ponte Veccio (die ‚alte Brücke‘), die von Schmuckläden übersät ist bis hin zu den Uffizien, in denen die weltweit klassischsten Werke ausgestellt sind, entlang des Arno, der Fluss, der sich durch die gesamte Stadt zieht, bis hinauf zum Piazzale Michelangelo mit der berühmten Figur und grandioser Aussicht auf sämtliche wundervolle Schönheiten von Florenz.
(Misano Adriatico – Florenz: 150 km)
3. Pisa (C)
Folgt man dem Verlauf des Flusses Arno, landet man irgendwann in Pisa. Nach unserem obligatorischen Foto am schiefen Turm, lockte dieser Ort im Dauerregen jedoch nicht viel mehr zu sehen, also machten wir noch einen Abstecher nach Lucca, dem Ort der 100 Kirchen. Wir zählten zwar nur 99, aber die kleinen Gassen und das Ambiente des ‚kleinen Vatikan der Toskana‘ sind durchaus sehenswert. Außerdem ist der Ort weniger von Touristen überlaufen und sehr einladend.
(Florenz – Pisa: 89 km)
4. Piombino und Elba (D + E)
Ein Ort, der nicht auf unserer Liste stand, dafür aber umso mehr überraschte, war Piombino. Eher zufällig fanden wir einen wundervollen Abschnitt des Parco Costiero Di Rimigliano mit einer versteckten Pizzeria, einem kleinen Wäldchen und einem hölzernen Steg zum Strand, der in einer Plattform aus Holz endete, die zum Schlafen für uns natürlich optimal war. Ein fast menschenleerer, wundervoller Strand als Ausgangspunkt für einige Nächte.
Ideal von dort war ein Ausflug zur Insel Elba, mit der Fähre. Neben einer tollen Wanderung mit atemberaubender Aussicht sowie Bade-Stopp am Strand, bot sich auf der Insel ein Besuch der Villa San Martino an, die von 1814 bis 1815 einer der beiden Regierungssitze Napoleon Bonapartes bildete. Bei idyllischen Meerblicken aus dem Fenster, kann man sich nur schwer vorstellen, dass der kleine Mann hier viel Muße zum Planen von Feldzügen hatte – vielleicht blieb er deshalb nicht so lange.
(Pisa – Piombino: 99 km)
5. Die ewige Stadt (F)
Ein absolutes Muss in Italien ist die Landeshauptstadt Rom. Hier kann man in den Spuren der Gladiatoren und großer Kaiser das Kolosseum bestaunen, durch das Forum Romanum wandern, den Circus Maximus bewundern und sich mit Menschenmassen an der Spanischen Treppe fotografieren lassen. Wollt ihr zum Trevi-Brunnen, geht am besten erst, wenn es etwas dunkel geworden ist, denn nur dann hat man die Chance wirklich bis zum Wasser zu kommen.
Auf dem Weg zum Vatikanstaat kamen wir an der Engelsburg vorbei, die vom Mausoleum zur Kastellburg wurde und heute ein Museum beherbergt. Im Vatikan, dem kleinsten allgemein anerkannten Staat der Welt und dem einzigen mit Latein als Amtssprache, muss die Sixtinische Kapelle natürlich ganz oben auf der To-See-Liste stehen. Nachdem wir über den Petersplatz geschlendert sind, haben wir es tatsächlich geschafft, uns in den Petersdom zu schleichen, indem wir einfach auf italienisch behaupteten, dass wir zum Gottesdienst wollten. Glücklicherweise war auch noch Sonntag. Schlafgelegenheiten rund um Rom waren allerdings nicht ganz so leicht zu finden, also fuhren wir raus zum Lido di Ostia und begnügten uns mite einem lauten, aber friedlichen Strandabschnitt.
(Piombino – Rom: 261 km)
6. Neapel und Pompeji (G)
Neapel ist definitiv nichts für schwache Autofahrernerven, dennoch interessant. Wir konzentrierten uns aber eher darauf, ‚Napoli‘ nur zu passieren und die archäologischen Funde von Pompeji zu erkunden. 79 nach Christus wurde die Stadt bei einem Ausbruch des nahegelegenen Vulkans Vesuv vollständig verschüttet, doch im 18. Jahrhundert wiederentdeckt. Heute gilt der Ort als eine der am besten erhaltenen Ruinen-Städte der Antike und ein Ausflug lohnt sich auf jeden Fall.
(Rom – Pompeji: 263 km)
7. Tropea (H)
Weiter südlich in Kalabrien angekommen, entdeckten wir den Ort Tropea, der auf einem steinigen Berg gelegen ist, aber traumhafte Bade-Buchten bietet – ideal zum Auspannen nach einem vollen Kulturprogramm. Neben dem Strand bietet die Stadt zahlreiche enge Gassen, die mit ihren Geschäften, Obst- und Gemüseständen und kleinen Cafés wundervoll zum Verweilen (und selbstverständlich auch zum Shoppen) einlädt.
(Pompeji – Tropea: 369 km)
8. Sizilien und zurück an der Ostküste (I + J)
Mit der Fähre setzten wir mit unserem Auto über nach Sizilien, passierten den Ätna und eher verbrannte Landschaften von Süden nach Norden bis hin nach Palermo, einer interessanten Stadt, in der die Uhren deutlich etwas anders ticken. Grundsätzlich fiel uns auf, dass die Italiener immer entspannter wurden, je südlicher wir fuhren, was auf Sizilien gipfelte. Es sei denn, es läuft ein großes Fußballspiel im Fernsehen, dann wird es auch mal richtig laut. Von der Insel aus machten wir uns wieder auf den Rückweg, immer an der Küste entlang, erst ganz im Süden des Stiefellandes bis nach Lecce, einem gemütlichen kleinen Ort. Unterwegs wurde immer deutlicher, dass die Urlaubssaison Ende September definitiv vorbei ist, denn die meisten Strände an der Adria hatten wir ganz für uns allein.
(Tropea – Palermo: 351 km // Palermo über Lecce zurück nach München: 2.198 km)
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TanteViba (Montag, 20 April 2020 14:53)
Na super, Dank deines Textes habe ich jetzt erst recht Lust auf Urlaub. :)