Heute soll es um eines der wenigen Länder gehen, von denen ich nach meiner Rückkehr fest überzeugt war, so schnell nicht wieder hin zu fahren. Gleichzeitig rate ich aber auch jedem, dass man Indien schon einmal gesehen und erlebt haben muss. Was Land und Leute für mich wunderschön machte sind Farben, Freundlichkeit und Landschaft. Leider ist die große Armut an kaum einem Ort zu übersehen und das hat mich besonders hart getroffen; Straßenhunde, allgemein verschiedenste Tiere überall, notbedürftig zusammen gezimmerte Hütten und Müllberge.
Meine Reise führte mich vor mehreren Jahren nach Delhi, von dort nach Agra und Jaipur, was als goldenes Dreieck bezeichnet wird und später mit dem Zug in den Norden in ein Ashram, also ein klosterähnliches Meditationszentrum, wo sich von sehr früh morgens bis spät abends alles um Yoga, geistigen Austausch, Musik, Stille, Balance, einfache Lebensweisen und natürlich Meditation drehte. Eine super interessante Erfahrung, die man wirklich am Besten im Ursprungsland macht.
1. Neu- und Alt-Delhi
In Delhi angekommen, wird man gefühlt erst einmal erschlagen von den vielen Menschen, den bunten Farben und der Armut. Ich persönlich könnte ewig Zeit damit verbringen, durch die Straßen zu steifen und auf Märkten herumzuwandern, traditionelle Kleider anzuprobieren, lokale Mahlzeiten zu kosten und des Öfteren Fleisch zu kaufen, um es an die Hunde zu verfüttern, die hungrig an jeder Ecke zu finden sind.
Aber ich habe auch einige Sehenswürdigkeiten in Delhi bewundern dürfen. Angefangen bei der Red Fort, der roten Festung, die nach ihrer Fertigstellung 1648 zeitweise als Regierungssitz des Landes diente. Von Staat zu Religion, war ein weiterer Stopp der beeindruckende Lotustempel, sowie der Qutb-Minar-Komplex, wo im 13. Jahrhundert die erste muslimische Moschee erbaut wurde. Heute stehen dort vorrangig Ruinen.
Am besten kommt man dort übrigens klassisch voran, nämlich mit einer Rikscha – ein etwas ungewohntes, aber doch sehr unterhaltsames Fortbewegungsmittel für uns ‚verwöhnte‘ Europäer. In Alt-Delhi steht die Jama Masjid Moschee in Alt-Delhi, die eine der größten Moscheen Indiens ist und wie die Festung im 17. Jahrhundert errichtet wurde. Ganz in der Nähe liegt Chandni Chowk, eine gut besuchte Einkaufsmeile mit kleinen Schmuckläden (bei Interesse gibt’s übrigens typischen Chai gereicht) und zahlreichen Marktständen voller Gewürze, getrockneter Flüchte, bunter Saris (die traditionelle indische Kleidung) und indischen Süßigkeiten.
2. Agra
Der nächste Ort des goldenen Dreiecks ist Agra, etwa 220 Kilometer von Delhi entfernt. Um nicht das Beste vorweg zu nehmen, ging’s erst einmal zur Agra Fort, einer weiteren beeindruckenden Festung, die wie die Red Fort Regierungssitz war, bevor die Hauptstadt nach Delhi verlegt wurde. Die Festung gleicht eher einer ummauerten Stadt und das witzigste in dieser Stadt sind die Affen, die überall herumspringen und versuchen den Touristen Kameras, Essen und Getränke abzunehmen.
Ein Must See in Agra und in Indien allgemein ist das Taj Mahal. Ein schlauer Spruch besagt, wer das Taj Mahal nicht gesehen hat, war nicht wirklich in Indien. Also nichts wie hin. Das riesige weiße Marmorgebäude ist nicht nur von außen beeindruckend, sondern auch von innen. Es beherbergt das Grab von Shah Jahan, der das Land von 1628 bis 1658 regierte, und seiner Lieblingsfrau. Doch nicht nur die Geschichte des Ortes fasziniert, wandert man mit den zahlreichen anderen Besuchern durch den riesigen Garten, bekommt man schnell das Gefühl an einem wirklich besonderen Ort zu sein, über den sich zahlreichen Mythen weitererzählt werden. Nicht für umsonst wurde das Taj Mahal 1983 von der UNESCO zum „Juwel muslimischer Kunst in Indien und einem der weltweit am meisten bewunderten Meisterwerke des Welterbes“ erklärt.
3. Jaipur
Die dritte Station des goldenen Dreiecks ist die Stadt Jaipur. Von Agra bis Jaipur fährt man etwa 250 Kilometer, was in Indien natürlich nicht ganz so schnell geht wie auf deutschen Autobahnen. Aber die Eindrücke unterwegs sind unbezahlbar und irgendwie auch nicht zu beschreiben. Wie bei Sodom und Gomorra laufen Kühe, Schweine, Ziegen, Hunde und Hühner über die Straße, stehen Affen am Rand, suchen Katzen nach Futter und dann gibt es da auch noch Elefanten. Ein aufregendes Treiben.
Etwas außerhalb von Jaipur gab’s die riesige Amber Fort zu besichtigen, die dritte Festung, die wie schon die Agra Fort eher einem Ort mit Mauern ähnelt als nur einer Burg. Der Weg dorthin verläuft steil nach oben, aber das lohnt sich, denn die Festung ist wirklich wunderschön und beherbergt viele versteckte Details. Aber auch Jaipur selbst ist ein sehr interessanter Ort und kam mir persönlich etwas einladender vor als die menschenüberfüllte Landeshauptstadt. Einkaufsmöglichkeiten gibt’s auch hier zur Genüge und dazu noch den beeindruckenden Palast der Winde mitten in der Stadt, der aus rotem und pinkem Sandstein erbaut wurde.
4. Rishikesh
Zurück nach Delhi ging es am Tag darauf früh los zum Bahnhof und mit dem Zug in den Norden Indiens, nach Rishikesh. Die Fahrt dauerte mehr als sechs Stunden und das Wichtigste, was ich in Indien gelernt habe, ist definitiv niemals das angebotene Essen im Zug zu sich zu nehmen. Leider hatte mir das vorher niemand gesagt und so konnte ich im Ashram angekommen eine Woche lang nur Reis mit etwas Salz und Wasser zu mir nehmen, da ich sonst leider nichts mehr bei mir behalten konnte.
Meine Ernährung passte jedoch bestens zur enthaltsamen Lebensweise im Swami Rama Ashram. Die Ashrams sind immer nach ihrem jeweiligen Guru benannt. Am Schwierigsten war dort wohl das frühe Aufstehen, meist spätestens 4:30 Uhr, um pünktlich zur ersten Meditation zu erscheinen. Das Ashram-Leben war jedoch sehr interessant. Ich vermied es tunlichst mich mit dem W-Lan der Rezeption zu verbinden und konzentrierte mich auf die Yogastunden, auf die Meditation, die Gesprächsrunden, die Mantras und Gebete, auf die Traditionen, die Gesänge, aber auch auf die Stille.
Im Ashram ist man jedoch nicht eingesperrt, sondern kann durchaus auch die umliegenden Orte entlang des Ganges besuchen. Rishikesh selbst ist wirklich beeindruckend und gilt nicht nur als Yoga-Hauptstadt der Welt, sondern auch als Tor zum Himalaya. Die Landschaft ist natürlich atemberaubend, genauso wie die alten Hindu-Traditionen, zum Beispiel zum Sonnenuntergang Blumen mit Lichtern auf das Wasser des Ganges zu setzen. Ein wundervoller Ort, um gänzlich in die indische Spiritualität einzutauchen.
Kommentar schreiben