Aufgewachsen mit dem König der Löwen träumte ich schon als Kind von der Wildnis Afrikas. Nach vielen Jahren konnte ich mir diesen Traum endlich erfüllen und verbrachte Ende 2019 zwei Wochen in Südafrika mit einem längeren Stopp in Kapstadt und etwas entfernt davon in Wellington, aber natürlich auch mit einer klassischen Safari in einem Teil des Kruger National Parks.
Von den Big Five hatte ich zuvor noch nie gehört, daher kurz zur Aufklärung: Zu den ‚Großen Fünf‘ zählen Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard. Dabei bezieht sich das ‚groß‘ nicht nur auf die Körpergröße, sondern vorrangig auf die Schwierigkeit und Gefahren bei der Jagd auf diese Tiere. Obwohl die Abstammung des Begriffs damit deutlich eher negativ behaftet ist, scheint es jedem Touristen in Afrika das größte Ziel zu sein, genau diese fünf ein Mal in Natura zu sehen, am besten natürlich in freier Wildbahn. Wenn man die freie Wildbahn nicht so genau nimmt, ist mir das sogar gelungen.
Meine Erlebnisse habe ich entsprechend in fünf Abschnitte geteilt, also meine persönlichen Big Five in Südafrika. Viel Spaß dabei!
1. Kapstadt Downtown
Über AirBnB fand ich glücklicherweise eine super schöne (und bezahlbare) Wohnung Nahe des Zentrums der Südafrikanischen Hauptstadt mit Bett-Blick auf den Tafelberg. Von dort aus konnte ich munter zum Stadtteil Bo-Kaap marschieren. Das ursprüngliche Malaien- oder auch Islamviertel hat einen ganz besonderen Reiz, denn er zeichnet sich durch enge, steile Gassen und in unterschiedlichen grellen Farben gestrichenen Häusern aus. Noch heute leben dort 90 Prozent Muslime.
Von Bo-Kaap aus kann man leicht bis zum Hafendistrikt Kapstadts laufen. Die sogenannte Victoria & Alfred Waterfront bietet nicht nur tolle Hafenrundfahrten und Walbeobachtungsfahrten per Schiff an, sondern ist auch an Land toll. Es gibt zahlreiche Restaurants und Geschäfte, außergewöhnliche Souvenirläden, einen bunten Food Market, Unterhaltung und geschäftiges Treiben. Der ideale Ort zum Shoppen und Essen oder einfach, um erst einmal wirklich in Kapstadt anzukommen.
Ideal zum Essen ist aber auch der Blue Peter in Table View. Das Restaurant ist durch den starken Verkehr zwar fast eine Stunde vom Zentrum entfernt, bietet dafür aber nicht nur Live-Musik und gutes Essen, sondern einen atemberaubenden Blick auf den Tafelberg (nicht für umsonst heißt der Stadtteil ‚Table View‘). Wir waren am Abend dort zum Sonnenuntergang – einfach unbezahlbar.
2. Das Kap der Guten Hoffnung
Zu jedem guten Südafrika-Traum gehört natürlich auch das Kap der Guten Hoffnung. Am südwestlichste Punkt Afrikas (der südlichste liegt etwa 150 Kilometer entfernt) treffen Indischer und Atlantischer Ozean aufeinander. Das Kap galt schon vor 500 Jahren als gefährlich, besonders für Segler, denn der starke Wind treibt die Boote und Schiffe oft nahe ans Kap heran, wo jedoch zahlreiche Felsen dicht unter der Wasseroberfläche lauern. Diese wurden schon mindestens 23 Schiffen zum Verhängnis, die noch heute als Wracks auf dem Meeresgrund liegen.
Vom Kap der Guten Hoffnung selbst aus kann man entlang der Küste über einen idyllischen Weg bis zum Cape Point wandern und dort sowie unterwegs beste Aussichten genießen. Etwas Vorsicht ist geboten, wenn ihr einen der zahlreichen Paviane trefft, die es sich am Cape Point gemütlich gemacht haben. Holt kein Essen oder andere Dinge raus, denn das reißen sich die Affen wenn es sein muss auch mit Gewalt unter den Nagel. Ansonsten kann man die Paviane mit entsprechendem Abstand und angepasstem Verhalten aber ruhig beobachten.
Das Kap der Guten Hoffnung liegt übrigens 44 Kilometer vom Zentrum Kapstadts entfernt in einem Naturschutzpark. Ein eigener Mietwagen oder ein organisierter Ausflug sind dabei dringend zu empfehlen. Ich machte den Fehler und fuhr per Uber zum Kap. Kam dann aber nicht mehr weg, da der Handyempfang schwach ist und die Uber die Einfahrt zum Nationalpark nur nehmen können, wenn ein zahlender Gast drin sitzt. Ich musste also trampen, das klappte aber glücklicherweise auch ganz gut.
Meine nächste Station vom Kap der Guten Hoffnung aus zurück auf dem Weg in die Innenstadt war der Boulders Beach. An diesem Strandabschnitt und am dazugehörigen Nachbarstrand Fox Beach ist eine riesige Kolonie von Brillenpinguinen beheimatet. Um die kleinen Pinguine nicht zu stören, gibt es zwei Holzstege, die zu Aussichtsplattformen führen. Am Boulders Beach selbst kann man auch schwimmen, deshalb haben sich die Pinguine dort wohl etwas zurückgezogen. Mit etwas Glück erwischt man sie aber auch da. Der Eintritt ist ziemlich teuer, aber die witzigen Pinguine sind es auf alle Fälle wert.
Ein weiterer Stopp führte mich nach Muizenberg, einem kleinen Vorort von Kapstadt mit einem langen Sandstrand, zahlreichen Badegästen und Surfern. Obwohl das wärmere Wasser des indischen Ozeans hier sehr lockt, ist jedoch besondere Vorsicht geboten, denn auch weiße Haie fühlen sich in den wärmeren Gewässern wohler als im kühlen Atlantik. In Muizenberg gibt es allerdings Beobachtungsstationen, die bei Sichtung dafür sorgen, dass alle Menschen schnellstens aus dem Wasser verschwinden.
3. Aktivitäten
Meinen Insider-Tipps zufolge sollte das Surfen im Atlantik zwar kälter, dafür aber sicherer als im wärmeren Indischen Ozean sein. Also machte ich einen Abstecher zum Blouberg-Strand. Die Wellen dort waren für Anfänger wie mich perfekt und auch ein Surf-Kurs sehr günstig – also perfekte Bedingungen für Einsteiger. Der besondere Bonus: der Ausblick auf die Stadt mit Tafelberg ist einzigartig, beste Fotogelegenheit fürs Sammelalbum.
Wer weniger Wasser, sondern lieber hoch hinaus will, sollte unbedingt den Lion’s Head hinaufsteigen. Der ‚Löwenkopf‘ steht direkt neben dem Tafelberg und gilt als einer der Hausberge Kapstadts. Der Eingang zum Wanderweg ist leicht zu finden und dann geht es bis zu 669 Metern in die Höhe. Der Tafelberg ist zwar etwas höher, dafür gibt’s vom Lion’s Head die optimale Aussicht auf das Zentrum, aber auch nach Camps Bay und die komplette Westseite der Hauptstadt. Dort kann man übrigens auch mit dem Auto entlangfahren. Auf dem sogenannten Chapman’s Peak Drive sieht man allerlei wundervolle Strände und kann hin und wieder an einem kleinen Stand anhalten, wo handgemachte Souvenirs feilgeboten werden. Ein toller Ausflug.
Der Tafelberg zählt zu den berühmtesten Wahrzeichen Kapstadts. Er ist 1.087 Meter hoch. Man muss jedoch nicht unbedingt hochklettern, sondern kann auch mit der Seilbahn hochfahren. Ich hatte jedoch etwas Pech, denn obwohl ich zwei Anläufe machte, war die Seilbahn an beiden Tagen jeweils wegen zu starkem Wind geschlossen. Aber der Berg sieht schließlich auch von unten genial aus.
4. Western Cape
Auch außerhalb von Kapstadt gibt es wahnsinnig viel zu sehen und zu erleben. Ich hatte das Glück für eine knappe Woche bei Freunden in Wellington unterzukommen, was etwa 70 Kilometer von der Hauptstadt entfernt im Landesinnern liegt. Dort gibt es Berge, wunderschöne Landschaften und viel Wein. Natürlich gehört eine Weinprobe unbedingt zum Besuch dazu. In dieser Gegend gibt es über 100 Weingüter, die Proben anbieten, also lasst euch aus! Obwohl ich weitaus mehr geplant hatte, sind wir übrigens nicht über drei verschiedene Weingüter an einem Tag hinausgekommen – zeitlich und ‚Promille-technisch‘.
Berauschend ist auch die Aussicht auf einem unserer Ausflüge am Bainskloof Pass. Die Fahrt durch die Berge zwischen Wellington und Ceres ist spektakulär. Erst einmal mussten wir schon recht früh stoppen, weil sich wilde Paviane gerade auf den Weg über die Straße machten. Natürlich ist das ein Schauspiel, das man nicht verpassen darf. Der Pass selbst erreicht an seinem höchsten Punkt knapp 600 Meter und bietet spektakuläre Aussichten. Er führt zweitweise entlang des Witte River und bietet einige Abkühlgelegenheiten. Wir kühlten uns in einem kleinen Restaurant ab, das entlang des Passes etwas versteckt lag und wirklich idyllisch war.
Bleiben wir gleich in der Natur: absolut empfehlenswert ist auch das Ashia Cheetah Sanctuary. Dort leben Geparden in artgerechten Gehegen. Der Erhaltungspark ist aber keinesfalls ein Gefängnis für die Tiere, im Gegenteil, denn die Verantwortlichen wildern die Geparden wieder aus, sollten diese körperlich in der Lage sein, in der Wildnis zu überleben. Außerdem wird hier gezüchtet, um die Geparden-Population ansteigen zu lassen, da es um das Jahr 1900 nur noch 7.000 Tiere gab. Auch vereinzelte Leoparden gibt es hier.
Ganz ähnlich verhält es sich im Drakenstein Lion Park in Paarl. Allerdings wird hier nicht gezüchtet und die Löwen werden auch nicht ausgewildert, denn die Tiere kommen allesamt aus Gefangenschaft. Aufgewachsen in kleinen Käfigen im Zirkus oder absolut ungerechtfertigt als Haustiere reicher Spinner gehalten, würden die missbrauchten Löwen in der Wildnis nicht mehr überleben. Der Drakenstein Lion Park bietet ihnen ein artgerechtes Zuhause auf Lebenszeit. Hier gibt es auch sehr seltene weiße Löwen. An jedem Gehege steht ein Schild auf dem die Herkunft und das Alter der Tiere beschrieben ist. Am meisten hat mich ein Löwe beeindruckt, der ein wirklich schiefes Gesicht hatte. Das arme Tier wurde in Gefangenschaft geschlagen, was zu den Deformationen führte. Im Lion Park kann er zumindest ein sicheres Leben führen und wird regelmäßig gefüttert. Wer mehr Geld übrig hat als ich, kann auch einen Löwen adoptieren. Wer mehr erfahren will, kommt hier zur Website.
5. Kruger National Park
Nachdem zwei der Big Five nun für mich schon entdeckt waren, sollte es in die wirkliche Wildnis gehen: in den Kruger National Park. Einen Flug nach Johannesburg, eine Nacht im Hotel und eine lange Busfahrt ins Nirgendwo später, kam ich in der Tremisana Safari Lodge an. Nur etwa 100 Meter vom Eingang entfernt direkt von Giraffen begrüßt, fühle ich mich ganz schnell wie im Disney-Klassiker König der Löwen. Die Zimmer der Lodge sind einfach, aber bestens ausgestattet und Mitten in der Wildnis. Zu den typisch südafrikanischen Mahlzeiten versuchen dort Affen auch etwas abzubekommen und Warzenschweine haben eine Tränke direkt vor der Lodge.
Dann gibt es natürlich zahlreiche verschiedene Safaris – von frühmorgens bis kurz nach Sonnenuntergang und ich nehme alles mit, was ich bekommen kann, obwohl es bei meinem kurzen Aufenthalt fast durchgängig regnete. Bei den Safari-Fahrten und Wanderungen gibt es wirklich fast alles zu sehen: Nilpferde, verschiedene Vogel- und Pflanzenarten, riesige Termitenhügel, Krokodile, Wildhunde, Kudus, viele Impalas, Zebras, Herden von Elefanten und viele Giraffen. Die Krönung war wohl ein Nashorn. Falls ihr euch bei den Bildern wundert, wo das Horn des Nashorns ist: das wird von Naturschützern vorsorglich und mit entsprechender Vorsicht abgesägt, denn Wilderer machen auf die Nashörner vorrangig wegen ihrer Hörner Jagd und sägen dabei fast immer zu tief, sodass das arme Tier dann qualvoll verendet. So soll den Wilderern der Reiz genommen werden. Das Horn wächst übrigens in wenigen Jahren immer wieder nach.
Nach Elefanten und Nashorn fehlte mir auf meiner Big Five-Liste also nur noch der Büffel – und den bekam ich tatsächlich noch zu sehen, allerdings außerhalb des Kruger National Parks auf der Rückfahrt nach Johannesburg. Natürlich spielte das bei den ganzen Eindrücken aber kaum eine Rolle, denn ich war über jedes gesehen Tier glücklich, das mich meinen Kindheitsträumen näher brachte. In diesem Sinne: Hakuna Matata!
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Travelday (Montag, 30 November 2020 19:57)
Hallo Maria, wie waren Ende 2019 auch in Südafrika. Vielleicht sind wir uns ja mal über den Weg gelaufen :-)
Südafrika ist echt schön. Von den Big Five haben wir leider nur 4 gesehen. Das Nashorn hatte sich nicht blicken lassen. Für uns war es ein absolut unvergessliches Erlebnis, den Tieren mal so nah zu sein.
Dein Bericht und die Bilder sind toll.
Liebe Grüße Tanja von Travelday